Was ich als Localisation Writer bei Bumble gelernt habe
Localisation Writer übersetzen nicht bloß den Text, sondern die kulturellen Trends und Förmlichkeiten im Land. Das sind meine persönlichen UX Copy Learnings aus den letzten Monaten Bumble.
1. Qualitätschecks sind der Schlüssel
Wie viele internationale Apps übersetzt Bumble jeden App-Screen in die jeweilige Landessprache und führt einen Quality-Check durch. Formulierungen werden verbessert, fehlerhafte Formatierungen entdeckt und manchmal fallen Verbesserungsmöglichkeiten in der Benutzerfreundlichkeit auf.
2. Wenig Ausrufezeichen sind besser
Bei langen Texten ist die Regel für Ausrufezeichen: Maximal ein Ausrufezeichen pro Seite. Beim UX Writing geht es um klare und deutliche Hinweise, ohne den User anzuschreien. UX Writer sollten Ausrufezeichen umgehen und sie eher als visuellen Teil der Nachricht einsetzen, beispielsweise wenn eine Warnung kommuniziert wird. So verhindern UX Writer auch, dass deskriptive UX Copy auf einmal nach einer Sales-Botschaft klingt.
3. Füllwörter sind überflüssig
Wörter wie “jetzt, gleich, eigentlich” und “auch” stehlen Platz im Interface und sind meistens überflüssig. Ich habe bemerkt, dass Füllwörter im Deutschen oft eingesetzt werden, um dem englischen Original möglichst nahe zu kommen. Das kann man verhindern, indem man nicht Wort für Wort übersetzt, sondern den Kontext.
Hier ist ein Quality Check besonders wichtig, weil Writer nach Hunderten von Screens so etwas wie betriebsblind werden können und nicht merken, wo Micorcopy gekürzt werden kann.
4. Für einen Imperativ entscheiden
Wie würdest du eher schreiben? “Wähle eine Zahlungsmethode” oder “Wähl eine Zahlungsmethode”? Wähle oder wähl? Teile oder teil?
Alle obigen Verben sind Verben im Imperativ, also in der Befehlsform. Imperative Verben werden für den Call To Action verwendet, weil sie den User auffordern, etwas zu tun. Wichtig ist hier, dass der UX Writer sich für eine Form entscheidet, denn sonst sieht es manchmal so aus, als würde der letzte Buchstabe fehlen.
Aber welche Version ist besser? In einem eher formlosen Kontext kann man den Buchstaben am Ende weglassen: Wähl, zeig, mach. Korrekt ausgeschrieben und förmlicher ist: Wähle, zeige und mache. Im Deutschen darf man beide Versionen nutzen, sollte aber konsequent bleiben. Bei Bumble beispielsweise darf es eher locker und nicht formell klingen — was für “wähl” spricht, andererseits geht Eindeutigkeit und Klarheit bei UX Copy immer vor. “Wähle” wäre die korrekte Form und somit weniger missverständlich.
5. Gendern in deutscher UX ist ein Kompromiss
Wenn eine App ins Deutsche übersetzt wird, ist es für UX Writer teilweise schwer, gender-gerecht zu schreiben. Letztendlich geht es darum, einen angemessenen Kompromiss zwischen geschlechtergerechter Sprache und Benutzerfreundlichkeit zu finden.
Bumble ist eine moderne Lifestyle-App und weist überall wo es geht auf Vielfalt und Inklusion hin. Die App muss im Zuge der Übersetzung und des Interfaces Kompromisse machen, aber die Chance ist groß, dass User verständnisvoll sind, wenn auf einem sehr kleinen Screen “Deine Freunde” statt “Deine Freundinnen und Freunde” steht. User wissen, dass die Marke öffentlich und klar für Genderneutralität einsteht.
Tipp: Bei Lifestyle-Produkten, deren Originale aus dem Englischen kommen, könnte man viele Wörter übernehmen und sich den Platz fürs Gendern sparen: Mit “User”, anstatt “Nutzerinnen und Nutzer”, beispielsweise.
Bumble UX Copy Quality Check Regeln bei App-Übersetzungen von englisch nach deutsch, zusammengefasst:
- Qualitätschecks sind Key.
- Wenig Ausrufezeichen sind besser.
- Für einen Imperativ entscheiden.
- Füllwörter sind überflüssig.
- Gendern in deutscher UX ist ein Kompromiss.
Das waren nur ein paar Learnings aus meiner Zeit als Localisation Writer für den deutschen Markt bei Bumble. Vielleicht gibt’s bald mehr :).